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Welcome! Freundlich strecken 4000 schwarz und weiß gewandete Gartenzwerge dem Besucher die ausgestreckte Hand entgegen, heißen ihn bei den Opernfestspielen in München willkommen. Obwohl eher klein von Wuchs, ist ihre Erscheinung angemessen, ihr Auftritt imposant, ihre Choreografie überwältigend. Die Festspielbesucher fühlen sich zuhause, lächeln freundlich zurück. Da entdecken sie unter der tausendköpfigen Schar unversehens ein paar Chaoten, bunte Figuren, die den Mittelfinger unzüchtig nach oben recken. Eine unflätige Geste? Ein Zwergenaufstand? Eine Aktion von Ottmar Hörl. So unerwartet und verblüffend der Aufmarsch der Zwerge für die Besucher gerät, so stimmig artikuliert er die künstlerische Verfahrensweise seines Urhebers und Regisseurs - sein "organisiertes anarchistisches Gestaltungsprinzip" (Hörl, 1982).
Egal, ob er wie beim > Kuhprojekt < (1986) einer kleinen Herde von Kühen jeweils ein den Körpermaßen angepasstes Gehäuse aus transparentem Wellpolyester überstülpt, ob er einen uniformierten Präzisionsschützen der Polizei zwei Schüsse auf die Glasfront des Frankfurter Historischen Museums abgeben (By the way, 1991) oder ob er eine Kamera den eigenen Sturz vom Hochhaus bis hin zur unvermeidlichen Zerstörung beim Aufprall filmen lässt - stets offenbart sich in Hörls Arbeiten das Spannungsverhältnis von Chaos und Ordnung, stets deckt er Strukturelemente unserer materiellen und sozialen Welt auf und denkt sie zu Ende, bis sie, mit Dürrenmatt gesprochen, ihre schlimmstmögliche Wendung genommen haben. Auf diese Weise gelingt es ihm, das zeremonielle Einerlei der Festspieleröffnung geziemend zu unterlaufen, die natürliche parallele Ausrichtung von Kühen auf der Weide anschaulich, die Gefahr der Musealisierung von Kunst bewusst und die mechanische Logik des Fotoapparates als verlängerten Arm und verlängertes Auge des Menschen begreiflich zu machen.[1]
[1] Thomas Knubben: Ottmar Hörl. Künstler – Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst, Ausgabe 45, Heft 3, München 1999, S. 3