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Froschkönig – Warten auf die Prinzessin, 1999
Großskulptur mit 800 schwarzen Fröschen aus Kunststoff und 5 Stahlkugeln anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Künstlerkolonie Mathildenhöhe, Darmstadt
Ottmar Hörl lässt sich nicht nur vom märchenhaften Charakter der Anlage auf der Mathildenhöhe anregen. Er greift darüber hinaus das Thema der Namensgebung des Museumshügels auf. Es war eine bayerische Prinzessin namens Mathilde, eine Tochter König Ludwigs I. von Bayern, nach der die Mathildenhöhe benannt ist. Die Installation „Froschkönig – Warten auf die Prinzessin" erinnert an diesen geschichtlichen Hintergrund. Bezaubernd, verspielt und doch starr, amüsant und nicht ohne Ironie sitzen in filigraner Anmut 800 schwarze, matt glänzende Frösche aus Kunststoff im Albin-Müller-Becken. Sie recken ihre Köpfe nicht zur Russischen Kapelle oder hügelaufwärts zum Ausstellungsgebäude, sondern seitwärts zu fünf großen schwarzen Kugeln, die nebenan auf der Wiese installiert sind. Ottmar Hörl adaptiert und verfremdet die Froschkönig-Erzählung der Gebrüder Grimm. Frosch und Kugel haben sich seriell vervielfacht.[1]
Ich habe versucht, die Froschkönig-Parabel anders darzustellen: mit 800 Fröschen und adäquat dazu großen, schweren Eisenkugeln – eine Referenz an die goldene Kugel der Prinzessin. Man stelle sich die Bodybuilder-Qualitäten der damit spielenden Prinzessin vor ... Dieses spannungsvolle Thema bewegt mich seit meiner Kindheit: Die Prinzessin wird belohnt, weil sie einem Frosch alles verspricht und ihn dann auch noch umbringt. Sie wirft den Frosch, als er in ihr Bett will – so wie sie es ihm versprochen hat, wenn er ihr die goldene Kugel aus dem Wasser holt – „bitterböse" und „aus allen Kräften" gegen die Wand. Selbst der König wirkt auf seine Tochter ein und sagt: „Wenn du etwas versprochen hast, dann musst du es auch halten." Eine sehr doppeldeutige Geschichte ...[2]
[1] Nadja von Tilinsky, Interventionen. Kunst-Kommentare zur Mathildenhöhe, in: Centenarium. Einhundert Jahre Künstlerkolonie Mathildenhöhe Darmstadt, Darmstadt 2003, S. 48
[2] Ottmar Hörl, in: Rede an die Menschheit, 2010, S. 176