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Weltanschauungsmodelle erobern Grazer City
Anlässlich des Designmonats Graz 2016 präsentiert die Galerie MuR serielle Skulpturen aus der Werkreihe „Weltanschauungsmodell“ von Ottmar Hörl. Vom 29. April bis 29. Mai 2016 erobern rund fünfzig monochrome Figuren die Grazer City, wechseln dabei immer wieder den Standort, um möglichst viele Menschen zu einem kulturellen Diskurs einzuladen.
Weitblicker, Fern-Seher, Weltanschauer, Visionäre?
Was sind das für Figuren, die durch ein Fernglas in die Welt blicken? Was sehen sie? Wie nehmen sie die Welt, die Wirklichkeit im Zeitalter von Globalisierung und Internet wahr? Was erachten sie für wichtig, was ignorieren sie? Wie weit und wie tief reicht ihr Blick? Schauen sie in die Zukunft? Wissen sie um den Zusammenhang von Wahrnehmung und Weltanschauung? Schauen sie nur oder handeln sie auch?
Nachdenken über Wahrnehmungsmechanismen
Themen wie Design Thinking – Thinking Design werden mittels multipler dreidimensionaler Skulpturenobjekte auf den Punkt gebracht, erhalten eine visuelle Präsenz in der Stadt und werden so für jedermann sprichwörtlich „be-greifbar“. „Besucher, Bürger und Passanten sind eingeladen, über die Generierung von Ideen, über Wahrnehmungsmechanismen und Weltanschauungen nachzudenken, diese neu zu verhandeln“, betont Prof. Ottmar Hörl. Dem künstlerischen Konzept entsprechend, eröffnet die Arbeit zahlreiche Möglichkeiten, unterschiedliche Fragenkomplexe zu reflektieren und sich auf verschiedenen Ebenen mit dem Potenzial menschlicher Vorstellungs- und Gestaltungskraft sowie deren Wirkungsmöglichkeiten auseinanderzusetzen. Doch es bleibt den Betrachtern überlassen, auf welcher Ebene sie einsteigen und welche Anregungen, Interpretationen und Inspirationen sie daraus ableiten.
Weltanschauung
Den aus „Welt“ und „Anschauung“ zusammengesetzten Begriff verwendete der Philosoph Immanuel Kant wohl als Erster und zwar im ersten Teil seiner Kritik der Urteilskraft aus dem Jahr 1790, in welcher er Ästhetik als Theorie des Geschmacksurteils begründet. Nach Kant entsteht das ästhetische Wohlgefallen am Schönen aus dem harmonischen Zusammenspiel von Wahrnehmung und Erkenntnis. Kant sieht den Wert des ästhetischen Gegenstandes im Wesentlichen darin, dass er ein „unendliches Reflexionspotential“ bietet. „‚Weltanschauung‘ bedeutet ... zunächst ganz allgemein die Fähigkeit, die Welt unter eine ästhetisch-rezeptive Anschauung zu bringen“[i]. Rudolf Steiner, der Anthroposoph, unterschied ein Jahrhundert später dann zwölf grundlegende Weltanschauungen. Zahlreiche Wissenschaftler, Philosophen und Schriftsteller setzten sich mit dem Thema auseinander, ob Friedrich Hebbel, Johann Wolfgang von Goethe oder auch Sigmund Freud. „Weltanschauung“ meint die Weise, in der der Mensch sein Dasein in der Welt versteht. Sie bietet kulturelle Orientierung, impliziert aber auch die Möglichkeit anderer Sichtweisen. Fragen der Weltanschauung sind meist im spezifischen Kontext ihrer Zeit verwurzelt. Immer steht der Mensch dabei im Mittelpunkt.
Text: Eva Schickler
Fotos: Lupi Spuma