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Johann Christian Friedrich Hölderlin (1770–1843) zählt zu den bedeutendsten deutschen Dichtern. Einen Zugang zu Hölderlins Sprachkunst finden hingegen nur wenige. Schon Goethe und Schiller hatten Probleme damit. Wissenschaftler und Philosophen, aber auch Komponisten sind dagegen fasziniert und inspiriert.
Was hat uns Hölderlin im 21. Jahrhundert noch zu sagen?
Diese Frage mit einem einzigartigen Kunstprojekt in den Raum zu stellen und zugleich der Person Hölderlin im Jubiläumsjahr verstärkte visuelle Präsenz zu verleihen, ist Anliegen der Initiative von Art 28 in Kooperation mit der Stadt Tübingen, dem Museum Hölderlinturm sowie der Stiftskirche Tübingen. So konnte der renommierte deutsche Konzeptkünstler Ottmar Hörl gewonnen werden, Hölderlin im wahrsten Sinn des Wortes „be-greifbar“ und sichtbarer zu machen.
Insgesamt installiert sind rund 250 serielle, je 66 cm hohe Figuren in den monochromen Farbtönen Gold, Schwarz, Nachtblau und Opalgrün, und zwar vor der Stiftskirche sowie entlang der Neckarmauer zum Hölderlinturm, in dem der Dichter, aus der Zwangseinweisung der Klinik als „unheilbar“ entlassen, dann die zweite Hälfte seines Lebens (1807–1843) verbracht hat.
„Zuallererst ist Hölderlins 250. Geburtstag natürlich ein Anlass, den Dichter zu feiern und Menschen Lust und Freude zu machen, Hölderlins Werk zu entdecken oder auch aufs Neue zu entdecken. Dabei geht es (…) nicht um ein klassisches Denkmal, vielmehr um ein ‚Denk mal! (nach)‘ – also eine Arbeit, die Impulse setzt, die als ein Kommunikationsmodell funktioniert, zum Diskurs einlädt und Menschen miteinander ins Gespräch bringt. Über das serielle Reihungssystem (entsteht) der Gedanke, dass jeder an dieser künstlerischen Idee auch teilnehmen kann. Das entspricht der Grundidee des demokratischen Gleichheitsprinzips, die auch Bildungsinstitutionen wie Museen zugrunde liegt. Der Titel der Installation, Hölderlins subversives Kunstwort ‚Pallaksch, Pallaksch!‘, steht dabei für dessen Prinzip des Offenen. Denn es konnte ‚ja‘ genauso wie ‚nein‘ bedeuten. Hölderlin experimentierte, rhythmisierte, brach Regeln und Syntax, ging neue Wege, bis an die Grenzen des Sagbaren und darüber hinaus.
Es wird (…) bewusst keine bestimmte Tendenz als Denkform vorgegeben. Als dreidimensionale Skulptur entwickelt das Werk eine direkte Nähe und Präsenz. Aufgrund der relativen Neutralität wird die Figur zu einer Projektionsfläche, in die Menschen ihre eigenen Gedanken hineinprojizieren können, ohne dass ‚Hörl‘ sozusagen dazwischensteht“, betont Ottmar Hörl.
Denn wie Hölderlin lässt auch Hörl „alles offen und schließt alles ein ... verdichtet Situationen, bis sie zu strahlen beginnen“, wie es Manfred Schneckenburger, der ehemalige documenta-Leiter, formulierte. Der Blick auf Hörls Hölderlin wirft uns nicht nur auf uns selbst zurück, sondern bringt uns weiter und mit anderen ins Gespräch. Zugleich lässt er erahnen, wie existenziell das Leben eines Künstlers sein kann, der in keine Schublade passt, aufs Ganze geht, Dichtung revolutioniert hat und bis heute Menschen bewegt.